Re Making of Innercity Housing Workshop 2021
von Jana Melber, Julia Shaprio und Christina Wilkens
Eingeladen vom Forschungsnetzwerk Making of Housing diskutierten u.a. Vertreterinnen des Graduiertenkollegs mit den zwei kleinen Netzwerk-Mittelstädten Coburg und Geseke zu Wechselwirkungen von Innenstadt und Wohnen und deren zukünftiger Entwicklung. Der Workshop bildete den Rahmen für einen Erfahrungsaustausch und bot Raum zur Reflexion der gemeinsamen Suche nach praxisorientierten und gestaltbaren Lösungsansätzen an der Schnittstelle der fünf Perspektiven Prozess, Raumentwicklung, Baupraxis, Wohnpraktiken sowie Programmierung. Dabei stellte sich die Frage welche Stellschrauben es braucht, so dass Innenstadt ‚Wohnen‘ und ‚Wohnen‘ Innenstadt wandelt?
Nach einer kurzen Einführung in das Netzwerk Making of Housing von Prof. Dr. Agnes Förster startete der Nachmittag mit einer Podiumsdiskussion. Julia Dahlhaus als Vorsitzende des BDA Berlin, Jens Imorde mit dem Netzwerk Innenstadt NRW sowie Oliver Niermann von dem Verband der Wohnungswirtschaft NRW skizzierten in einem gemeinsamen Gespräch die Ausgangslage. Dabei wird die Pandemie als Chance gesehen, Tabus anzusprechen und neu entdeckte Nischen in der Innenstadt als Potentiale zu öffnen. Zudem nimmt die Wohnraumnachfrage insbesondere in NRW stetig zu, so dass es viele Gelegenheiten gibt Innenstadt neu zu denken.
In den anschließenden Workshops wurde dieses Neu-Denken, die Rahmenbedingungen und Trends zu ‚Re Making of Innercity Housing‘ noch spezifischer diskutiert. Jeweils zwei Städteduos gingen hierzu in den Austausch – in der Stadtgröße der kleinen Mittelstadt Coburg und Geseke. Eine erste Vorstellung der Städte zeigte den räumlichen Rahmen der Innenstadt auf sowie Themen, die vor Ort behandelt werden. In Geseke, im Umland von Paderborn gelegen, besteht hauptsächlich eine Nachfrage nach Wohnraum in Ein- und Zweifamilienhäusern, die oftmals peripher liegen. Um auch die Innenstadt als Wohnlage attraktiver zu machen wird ein Wandel hin zu einer kinderfreundlichen Stadt angeregt und Entwicklung von konsumfreien Orten und Parks angestrebt. Zudem spielt der Ausbau der zentralen sozialen Infrastruktur eine wichtige Rolle.
In der Coburger Innenstadt, die räumlich weiter gefasst wird, geht es um das Halten von Einwohner:innen und gleichzeitig um den Wandel hin zu einer jungen Schwarmstadt. Hierzu sind Pioniere und das Aufzeigen und Ausprobieren von Wohnalternativen in der Innenstadt notwendig. Gleichzeitig ist es ein Spiel mit der Zeit – Möglichkeitsfenster, die über viele Jahre hinweg aufgebaut wurden, drohen sich im Zuge der Pandemie zu schließen.
Allgemein kristallisierte sich heraus, dass die Entwicklung der Innenstädte eine Gemeinschaftsaufgabe darstellt und Wohnen in der Innenstadt eher qualitativ statt quantitativ umgesetzt werden kann. Als Akteure wurden neben den klassischen Entwicklern auch soziale Einrichtungen ins Spiel gebracht, die Wohnraum für alle schaffen können.
In der Zusammenschau mit den anderen Stadtgrößen zeigt sich, dass sich ein Fokus auf kleine Mittelstädte lohnt, da sich die Potentiale und Herausforderungen sowie Dynamiken unterscheiden und somit spezifischere Lösungsansätze entwickelt werden können.
In einer abschließenden Reflexion ordneten Prof. Dr. Marcus Menzl von der Technischen Hochschule Lübeck, Dr. Timo Munzinger als Vertreter des Deutschen Städtetags sowie die
Stadt- und Regionalplanerin Prof. Dr.-Ing. Ursula Stein die Themen ein. Mut und Veränderungswille brauche es, um gemeinsam mit den Akteuren vor Ort den Themen Wohnen und Innenstadt eine neue Dimension zu verleihen. Es gehe schließlich um mehr als nur um die Frage was kommt nach dem Einzelhandel?